Neubau

Sechs Wochen für ein Passivhaus

Sechs Wochen, das ist so viel wie ein langer Sommerurlaub. Genau so viel Zeit hat der Abriss und Wiederaufbau des Hauses von Familie Schöllhorn aus Augsburg-Haunstetten gedauert. Danach konnten sie in ihr neues Passivhaus einziehen.   

Das Haus von Familie Schöllhorn war längst in die Jahre gekommen. Die Bauherren entschieden sich für den Abriss und einen Neubau an gleicher Stelle. Dabei waren zwei Dinge bereits klar, bevor der Dialog mit dem Architekten begann: Der neue Bau sollte ein Passivhaus werden.   

Auf Basis dieser Vorgaben entwickelte das Architekturbüro „gekoraumform“ aus Kühbach ein architektonisches Konzept auf Basis moderner Holzbausysteme des Herstellers und Klimaschutznetzwerksmitglieds Finnforest Merk.  

 

Qualitätsvereinbarungen sorgen für exaktes Zeitmanagement

Mit Qualitätssicherungselementen für das Qualitäts-, Zeit- und Kostenmanagement, wurde dem Bauherrn gewährleistet, dass in kürzester Zeit ein absolut hochwertiges Gebäude fristgerecht und zum vereinbarten Preis übergeben werden konnte. „Die Wände unseres Hauses sind uns zur zweiten Haut geworden“, sagt Albert Schöllhorn. „Wohlige Wärme umgibt uns, leichtes Frösteln oder Zugerscheinungen wie im alten Haus sind uns völlig unbekannt“, schwärmt seine Frau.

In Socken rumzulaufen, weil der Bodenbelag auch ohne Fußbodenheizung angenehm warm ist, sei überhaupt kein Problem, sagen beide.

Bausysteme vom Keller bis zum Dach – keine Einschränkungen bei der Architektur

Der Keller wurde aus Betonfertigteilen hergestellt. Auf der Kellerdecke wurde dann die Holzkonstruktion gesetzt. Das Tragwerk besteht aus einer massiven Brettsperrholzkonstruktion, dem Leno-Massivbausystem für Wand und 160 m² Decke, sowie einer Stegträgerkonstruktion, dem Finnframe-Bausystem, für das Dach. 

Sämtliche Elemente wurden durch den Hersteller Finnforest Merk in Aichach vorgefertigt und durch die Zimmerei „Holz und Sonne“ Hammerbacher aus Radersdorf binnen weniger Tage errichtet. Nach außen sichtbar sind nur die Putz- und Glasflächen, darunter befindet sich die Fassade aus Finnjoist-Stegträgern mit einem Abschluss aus Holzfaserdämmplatten. Die Kammern wurden mit Zellulose ausgedämmt, nach innen verschalte man die Konstruktion mit Gipskarton. 

Für Architekt Gerd Kolanowitsch aus Kühbach kam bei den gegebenen Anforderungen an die Bauzeit und Energieeffizienz nur ein vorgefertigtes Bausystem in Frage: „Das Finnframe-Dach hätte auch mehr als elf Meter Spannweite geschafft“, sagt er. „Damit bleibt die volle Flexibilität des Grundrisses erhalten.“ Das sei ein unschätzbarer Vorteil, wenn man die lange Nutzungsdauer eines Hauses betrachte.  

Exakte Vorfertigung im Werk

Die Wand- und Deckenelemente „Leno“ sind großformatige massive Bauelemente aus kreuzweise verklebten Fichtenholzlamellen. Sie werden je nach Projekt individuell hergestellt und bereits im Werk millimetergenau mit den erforderlichen Fenster- und Türausschnitten versehen.

Dem montierenden Holzbaubetrieb wird so die Montage vereinfacht und dem Bauleiter die Qualitätssicherung erleichtert, da sich die Zahl der Anschlussdetails bei den großformatigen Elementen auf ein Minimum beschränkt.   

Bestnoten für die Luftdichtheit

Mit einer Luftwechselrate von n50 = 0,19/h erzielte das Gebäude beim Blower-Door-Test auch ohne Folienabdichtung Bestnoten (der Grenzwert für den Passivhaus-Standard liegt bei 0,6/h).  

Dieses Ergebnis wurde ohne nachträgliche Zusatzarbeiten auf der Baustelle erreicht: Die Mittellage des Brettsperrholzes Leno besteht hier aus Kerto-Furnierschichtholz. Die dreilagige Kerto-in-Leno Wand mit 85 mm Dicke, sorgt für eine diffusionsoffene, aber zugleich wesentlich luftdichtere Gebäudehülle mit minimalen Lüftungswärmeverlusten. Im Detailkatalog stellt der Hersteller standardisierte Anschlussdetails zur Verfügung, um eine saubere Abdichtung der Konstruktionsfugen zu gewährleisten. Das Anbringen einer Luftdichtheitsfolie entfällt.

Kühlen statt Heizen

Zwei Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sorgen für Wohnkomfort und die nötige Raumluftqualität in den Praxisräumen. Das Objekt befindet sich im Trinkwasserschutzgebiet der Stadt Augsburg, so dass der Rückkühler der Luftwärmepumpe auf dem Dach montiert wurde. Hier befindet sich auch eine thermische Solaranlage (16 m² Kollektorfläche) mit dem ein 1000 Liter-Speicher für Brauchwasser und für die Heizungsunterstützung beheizt wird.  

Durch die vielen Verbraucher in der Physiotherapiepraxis (laufende Waschmaschinen, Infrarot-Behandlungen und Fango-Ofen) liegen die Herausforderungen auch im Bereich der Kühlung. Hier macht sich das Haus das Regenwasser zu Nutze. Das in der Gartenzisterne gesammelte Wasser wird zur Kühlung durch die Leitungen der Flächenheizungen geführt, womit das Haus auch im Sommer wohltemperiert bleibt.

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