Zu Baubeginn befand sich auf dem Baugrundstück in Aichach noch das sanierungsbedürftige Elternhaus aus den sechziger Jahren.
Schnell war der Künstlerfamilie bewusst, dass nur durch einen Neubau und Passivhausbau die Wünsche an die Architektur, dem Raumprogramm und letztendlich auch an die energetischen Anforderungen erfüllt werden konnten. Dass es letztendlich ein vom Passivhaus Institut zertifiziertes Passivhaus geworden ist und dieses sogar den Plusstandard erreicht, war nur möglich durch die intensive Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Architekt Werner Friedl, der auf die Planung von Passivhäusern spezialisiert ist und den am Bau beteiligten Handwerksunternehmen (siehe hierzu die Liste im Anhang).
Quelle: Architekt Friedl, Adelzhausen
Das Passivhaus ist nun beinahe 12 Monate bewohnt und ein erstes Resümee ist möglich. Der tatsächliche Energieverbrauch für das etwa 250 m2 große Wohnhaus liegt bisher unter den errechneten Werten aus der Passivhausprojektierung. Der Stromverbrauch für die Wärmepumpe zur Beheizung und Warmwasserbereitung sowie für die Lüftungsanlage lag im ersten Jahr bei etwa 2.000 KWh. Die im Flachdach integrierte PV-Anlage erzeugt ausreichend Strom für die Anlagentechnik und den Haushaltsstrom. Der erzeugte Strom aus der gebäudeintegrierten PV-Anlage wird selbst verbraucht und nur der überschüssige Strom wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist.
Die Bauherrenfamilie wünschte sich ein möglichst barrierefreies Passivhaus. Deshalb befindet sich auch das Schlafzimmer im Erdgeschoß. Auf ein Kellergeschoß wurde verzichtet, stattdessen wurde der Doppelgarage ein Kellerersatzraum angegliedert.
Eine sommerliche Überhitzung des Gebäudes, wie bei leichten Konstruktionen häufig üblich, kann durch die schwere massive Bauweise (Rohdichte > 1.800 kg/m3) nahezu ausgeschlossen werden. Im Bereich des holzverschalten Kubus wurde anstatt eines 300 mm starken Wärmedämmverbundsystems eine vorgehängte hochwärmegedämmte Holzstegträgerkonstruktion montiert. Unterhalb der Bodenplatte kam eine 300 mm dicke druckfeste Wärmedämmung zum Einsatz. Die gesamte Last des Gebäudes ruht auf diesem Dämmsystem.
Besonderer Wert wurde auf die Luftdichtheit des Passivhauses gelegt. Ein Drucktest ergab für dieses Passivhaus einen Wert von 0,31 h-1. Gemessen wurde dabei der Volumenstrom bei 50 Pascal Druckdifferenz zwischen Innen und Außen. Dieser Wert ist für ein Einfamilienhaus hervorragend.
Natürlich hat das Passivhaus auch eine Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und einem Wirkungsgrad von 93 %. Grundsätzlich können Passivhäuser über das vorhandene Lüftungssystem beheizt werden. Eine Beheizung über das Lüftungssystem ist kostengünstig, bringt aber erhebliche Nachteile mit sich. Zum einen können sich Bodenbeläge auch in einem Passivhaus kalt anfühlen und zum anderen kann es zu Problemen von zu trockener Raumluft kommen. Deshalb wurde zur Steigerung des Wohnkomforts die Beheizung ausschließlich über Fußbodenheizflächen vorgesehen. Dadurch können Räume unterschiedlich temperiert werden und die Raumluft wird nicht zu trocken. Dem Lüftungsaggregat wurde zusätzlich ein „Erdreichwärmetauscher“ vorgeschaltet um die kalte Außenluft im Winter über die Erdwärme vorzuheizen und im Sommer abzukühlen und das bei geringstem Energieeinsatz.
Die Baukosten lagen im üblichen Rahmen für ein Standardgebäude dieser Größe. Wenn man überhaupt von Mehrkosten sprechen kann, dann liegen die Mehrkosten zur Errichtung des Gebäudes im Bereich von 5 bis 10 Prozent. Betrachtet man hingegen den enormen Werterhalt der Immobilie und die Einsparungen im Unterhalt, dann ist dieses Gebäude über den gesamten Lebenszyklus betrachtet deutlich günstiger als ein konventioneller heutiger Neubau.
Weiterführende Informationen zur Passivhausbauweise finden Sie auf der Webseite des Architekten Werner Friedl unter www.architekt-friedl.de.